Erziehungstipp Juni
Wo spüren Sie die Wut zuerst? Kribbeln die Hände, verkrampft sich der Nacken oder merken Sie es an einem Knoten im Bauch? Obwohl wir das Gefühl der Wut meist sehr gut kennen beschäftigen wir uns nur sehr ungern mit diesem Gefühl.
Warum ist das so? Meist werden schon in der Erziehung die Weichen dafür gestellt: wer wütend ist muss in sein Zimmer gehen. Und dann? Gefühle lösen sich nicht in Luft auf, sie bleiben da und wollen gefühlt werden. Erst dann können wir sie wieder gehen lassen. Und Wut ist auch gut, denn sie kann Energie frei setzen, kann Reserven mobilisieren. Aus Wut entsteht oft Aktion. Da gilt es aber, nicht blind vor Wut zu sein, sonst tut man Dinge, die man hinterher bereut.
Schauen Sie sich Ihre Wut bei der nächsten Gelegenheit einmal ganz genau an: wo spüren Sie sie? Wann spüren Sie sie (häufig spüren wir sie viel früher als wir denken)? Und wie reagieren Sie normalerweise? Oft ziehen sich unsere Schultern hoch, wir neigen uns leicht nach vorne und legen los.
Ein Versuch zu mehr Gelassenheit ist folgende Atemübung: Atmen Sie ein und lassen dabei den Atem langsam über ihre Wirbelsäule nach unten gleiten. Spüren Sie, wie die Schulten nach hinten kommen, wie der Rücken länger wird? Wiederholen Sie das 2-3 Mal und üben Sie, sooft sie Lust haben. Und dann setzen Sie diese Atemtechnik eine, wenn Sie die Wut kommen spüren. Statt sofort loszulegen atmen Sie erst einmal tief durch, statt die Schultern vorn und damit wenig Raum zu haben nehmen Sie diese zurück und gewinnen dadurch Abstand zum Problem. Und in diesem kleinen Zeitfenster können Sie entscheiden, was Sie wirklich wollen. Lohnt es sich zu schimpfen und zu poltern, oder wollen Sie diesmal lieber gelassen bleiben? Wie auch immer Sie sich entscheiden – es ist gut. Vor allem, weil Sie die Entscheidung diesmal nicht blind vor Wut getroffen haben.